Sonderausstellung
„Das Gedankenleben ist doch wirklich“
Else Blankenhorn – eine Retrospektive
15. September 2022 bis 12. März 2023 (verlängert!)
Sängerin, Kaiserin, Salome – in ihren Bildern spielt Blankenhorn (1873–1920) die Hauptfigur und sucht die große Bühne: Sie schlüpft in unterschiedliche Rollen und erprobt verschiedene Muster von Weiblichkeit. Else Blankenhorn entstammte einer renommierten Weinbaufamilie und war auf Ehe und Familie vorbereitet worden. Als ihr Wunsch in den Adel einzuheiraten nicht in Erfüllung geht, gerät sie in eine tiefe Krise. Sie zieht sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück, wird von Ängsten geplagt und muss schließlich in das Privatsanatorium Bellevue eingeliefert werden, in dem sie 25 Jahre bis zu ihrem Tod bleiben wird. Im Bellevue konzentriert sie sich zunehmend auf ihre Gedankenwelt, die sie in ihrer Kunst dokumentiert. Hier ist sie Kaiserin „Else von Hohenzollern“, die „Gattin im Geiste“ von Wilhelm II. Mit ihm kümmert sie sich um die „Arbeit am ewigen Leben“, indem sie die „Auferstehung verstorbener Liebespaare“ finanziert und zu diesem Zweck mehr als 100 Geldscheine zeichnet. Ihre Werke behält sie für sich und versteckt sie vor den Ärzten. Einer der ersten, der sie trotzdem zu sehen bekommt, ist Ernst Ludwig Kirchner. „Die Farben sind mit einer fast unglaublichen Feinfühligkeit nebeneinander gesetzt, rein und stark, nur dem Gefühl entspringend, spotten sie jeder akademischen Lehre. Man sieht, dass sie rein impulsiv nur dem Ausdruck der Empfindung dienen“, schreibt er anerkennend 1917 in einem seiner Skizzenbücher. Nach ihrem Tod übergibt der Klinikumsleiter mehr als 300 Werke Blankenhorns Hans Prinzhorn für seine Sammlung. Heute ist Else Blankenhorn mit annähernd hundert Ausstellungen im In- und Ausland die am meisten ausgestellte Künstler*in der Sammlung. Im Museum sind noch bis 12. März rund 160 Werke Blankenhorns zu sehen.
Kooperationsprojekt mit Studierenden aus Nürtingen
Studierende der Hochschulstudiengänge künstlerische Therapien an der HfWU Nürtingen-Geislingen haben sich sechs Monate lang unter Leitung von Prof. Dr. Tobias Loemke mit Else Blankenhorn und ihrem Werk auseinandergesetzt. In Videoarbeiten und plastischen Werken näherten sie sich der Künstlerin an. Die Resonanzwerke werden in der Ausstellung und auf unserer Webseite gezeigt als besondere Vermittlung zum Leben und Œuvre Blankenhorns. Zu den Werken >>>
Aufgrund des großen Interesses wird die Ausstellung um sieben Wochen verlängert. Im Verlängerungszeitraum finden außerdem eine Tagung, ein Kinderworkshop und zwei Kurator*innenführungen statt. Zu den Veranstaltungen >>>
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Else Blankenhorn. Das Gedankenleben ist doch wirklich, hrsg. von Ingrid von Beyme und Thomas Röske, Heidelberg 2022. <€40,00>
Unterstützt von
Bilder:
Else Blankenhorn, ohne Titel [Selbstbildnis als Sängerin], 1908–1919, Inv.Nr. 4277 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Else Blankenhorn, «100000 Milliarden / Edle Freundschaft / der ganzen Erde / in treuer Eheliebe / Pflichtteueliebe / Wilhelm Else Berta Else.», Geldschein, vor 1920, Aquarell© Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg